Die Reformatoren Huldrych Zwingli und Jean Calvin und ihr Einfluss auf Kirchen

Die Reformation wurde 1517 von Martin Luther (1483-1546) initiiert. In der Schweiz waren Huldrych Zwingli (1484-1531) in Zürich und Jean Calvin (1509-1564) in Genf prägende Reformatoren. Zwingli gründete die evangelisch-reformierte Kirche zwinglianischer Ausrichtung. Nach Zwinglis Tod, während des Ersten Kappeler Krieges, verbreitete sein Nachfolger Heinrich Bullinger (1504-1575) Zwinglis Ideen, u.a. auch in die Romandie. Dort fand die reformierte Theologie vor allem durch Calvin ab 1541 Ausbreitung. Er gründete die evangelisch-reformierte Kirche calvinistischer Ausrichtung.

Zwinglis Theologie und Sozialpolitik

Zwingli wirkte vor allem in Zürich. Hier arbeitete er ab 1518 als Leutpriester am Grossmünster. Er übersetzte die Bibel ins Schweizerdeutsche und konnte so den Gläubigen anhand der Heiligen Schrift aufzeigen, dass der Ablasshandel nicht Gottes Wille war. Der Ablasshandel wurde in Zürich abgeschafft und die Geistlichen dazu verpflichtet, sich in ihren Predigten nur nach der Bibel zu richten.

Zwingli schaffte den Zölibat ab, löste die Klöster auf, liess Bilder aus den Kirchen entfernen und verstand das Abendmahl als symbolische Handlung und nicht als tatsächliche Verwandlung von Brot in den Leib Christi und Wein in das Blut Christi.

Bedeutend war auch Zwinglis Sozialpolitik. Er verstand Religion nicht losgelöst von Politik und sozialem Engagement. Zwingli setzte im Jahr 1525 eine neue Almosenordnung durch. Ab sofort sollten nicht nur die Kirchen die Armen und Kranken versorgen, sondern auch die Stadt Zürich. Kleidung, medizinische Betreuungen und Unterkünfte standen nun für die Armen zur Verfügung. Kinder wurden unterrichtet und Armenküchen gaben Speisen aus. Die Almosenempfänger*innen wurden in Arbeitsprogramme integriert, um sie wieder zu einem selbstständigen Leben zu erziehen.

Reformierte Kirchen

Typisch für Kirchen der zwinglianischen und calvinistischen Ausrichtung ist eine funktionale und schmucklose Innenausstattung. Weder Bilder noch Skulpturen sollen die Konzentration der Gläubigen stören. Ebenso wenig Musik. Deswegen lehnten Zwingli und Calvin Kunst und Orgeln ab.

Auch fehlt in reformierten Kirchen das Kreuz, denn im Zentrum der christlichen Botschaft steht nicht nur der Kreuzestod Christi, sondern auch die Auferstehung. Für letzteres gibt es jedoch kein Symbol. Daher soll auch das Kreuz als Symbol des Kreuzestodes Christi nicht präsent sein.

Im Zentrum der reformierten Theologie steht das Wort in seiner Form als Predigt. Analog dazu steht auch die Kanzel räumlich im Zentrum der Kirche. Die Kirche ist jedoch kein heiliger Ort an dem Gott wohnt. Vielmehr existiert Gott, im Verständnis der reformierten Theologie, überall. Die Kirche wird als ein besonderer Raum verstanden, in dem sich die Gemeinde versammelt, um das Wort Gottes zu hören. Die Gläubigen gelten als mündige und selbstverantwortliche Menschen, die zum allgemeinen Priestertum berufen sind. Somit gibt es in reformierten Kirchen keine übergreifende geistige Autorität wie beispielsweise Bischöfe. Stattdessen werden die Ortsgemeinden von Ältesten geführt und unterstehen der weltlichen Obrigkeit.