... die Aktion geht weiter

die Namen aller 35'597 Opfer der Festung Europa sind bis am 1. Juli an der Heiliggeistkirche zu lesen

Ziel der Flüchtlingstags-Aktion «Beim Namen nennen» war, am Mittag des Flüchtlingssonntags alle Namen der Opfer, die seit 1993 auf ihrer Flucht nach Europa gestorben sind, in der Kirche vorgelesen, auf einen Stoffstreifen geschrieben und an die Fassade der Heiliggeistkirche geheftet zu haben.

Die Namen waren am Sonntag Mittag gelesen. Aber am Abend wehten erst etwa 30'000 Stoffstreifen aussen an der Kirche. Erst am Internationalen Flüchtlingstag, am 20. Juni, sind wir mit Namenschreiben fertiggeworden. Die Namen von 35‘597 Verstorbenen auf einem Stoffstreifen schreiben und an der Kirchenfassade befestigen – das hat mehr Arbeit gegeben als angenommen. Herzlichen Dank an die über 500 Freiwilligen, die sich engagiert haben.

Die Namen wehen jetzt bis am 1. Juli an der Fassade der Heiliggeistkirche im Wind.


facebook: offene kirche bern
Pressespiegel vgl. Seite «Beim Namen nennen»

Bericht zum Stand der Aktion am Flüchtlingssonntag 15. Juni:
Seit heute, Flüchtlingssonntag 2019, wehen rund 30‘000 Stofffahnen an der Fassade der Heiliggeistkirche Bern im Wind. Auf allen diesen Wimpeln stehen Namen von Menschen, die seit 1993 auf dem Weg nach Europa gestorben sind. Auch jene, von denen man den Namen nicht mehr weiss, sind genannt. Zusätzlich stehen ihre Herkunft, ihr Geschlecht, ihr Alter und die Umstände ihres Todes auf den Stoffstreifen.

Mehr als 500 Freiwillige haben seit gestern Samstag Mittag in der Heiliggeistkirche Stoffstreifen beschriftet und an Schnüre geheftet. Es war eine sehr konzentrierte, stille Atmosphäre in der Kirche. Fast alle haben geflüstert. Einheimische, Geflüchtete, Kinder, Jugendliche, Grosseltern, Männer und Frauen schrieben teilweise stundenlang. „Es hat mich gefreut, dass auch viele Passanten den Weg in die Kirche wagten und sich beteiligten“, sagt Andreas Nufer, Pfarrer an der Heiliggeistkirche und Projektleiter der offenen kirche bern. „Die Aktion verlief sehr friedlich“.

Grosse Betroffenheit
Viele sassen einfach im Kirchenschiff und hörten zu, wie vorne am Altar die Namen und Todesumstände vorgelesen wurden. Immer wieder gab es Tränen, aber auch Umarmungen. Betroffene aus Eritrea, Syrien, Iran, Afghanistan, Tibet, Sudan oder Nigeria erzählten schreibend an den Tischen von ihren Erlebnissen auf der Flucht, aber auch von der Dankbarkeit, jetzt in der Schweiz in Sicherheit zu sein.

Die Heiliggeistkirche hat sich in ein grosses Mahnmal verwandelt. „Viele dieser Toten sind Opfer der Festung Europa. Sie sind Opfer einer verfehlten Migrationspolitik“, sagt Andrea Meier von der katholischen Kirche Region Bern und Mitorganisatorin der Aktion. „Wir wollen sie nicht vergessen, denn jede und jeder von ihnen hatte einen Namen, wie du und ich."

Die Zeit reicht nicht
Die 24h-Aktion war vom Flüchtlingssamstag um 12 Uhr bis am Flüchtlingssonntag um 12 Uhr geplant. In dieser Zeit wurden alle Namen aus der „list of deaths“ , welche die Organisation UNITED dokumentiert hat, vorgelesen. 48 Freiwillige lösten sich im Halbstundentakt ab. Immer zur vollen Stunde gab es Musik, Lieder, Gedichte oder Performances von Kunstschaffenden. Der gut besuchte Gottesdienst am Sonntagmorgen war in die Aktion integriert.

Am Sonntag um 12 Uhr waren allerdings trotz der vielen Freiwilligen „erst“ rund 20‘000 Stoffstreifen beschriftet. Deshalb wurde die Aktion bis um 18 Uhr am Sonntag verlängert. Dann waren rund 30‘000 beschriftete Stoffstreifen rund um die Kirche gehängt.

... es geht weiter
Ab Dienstag, 18. Juni um 11 Uhr läuft das Namenschreiben in der Heiliggeistkirche weiter, bis alle 35‘597 Verstorbenen auf einem Stoffstreifen geschrieben und an der Kirchenfassade befestigt sind.

Die Namen wehen nun für 14 Tage an der Fassade der Heiliggeistkirche.